Wie nahezu überall wurde auch in Bamberg und Umgebung das Brauhand- werk von den Klöstern wesentlich beeinflusst. Die Mönche betrieben in der Regel Weinbau und förderten mit der Kultivierung von Hopfen zugleich die Braukunst – schließlich war Bier nicht nur in der Fastenzeit ein nahrhaftes, sondern auch ein ganzjährig wohl schmeckendes Getränk.
Der wohl früheste urkundliche Beleg für den Brauprozess im Raum Bamberg findet sich im Jahr 1122, als der Bamberger Bischof Otto der Heilige (1102-1139) dem Vogt von Gestungshausen (Landkreis Coburg) “dimidiam carratam cerevisiae” und damit das Braurecht zugesteht.
Das Büttnerhandwerk
Die bürgerliche Tradition des Bierbrauens steht in der Region Bamberg in engem Zusammenhang mit dem Büttnerhandwerk. In den Namen zweier bekannter heimischer Braustätten, dem “Fässla” und dem “Eckenbüttner”, kommt die enge Verbindung zwischen dem Büttner- und dem Brauhandwerk zum Ausdruck. Einen wichtigen Impuls erhält das Brauerhandwerk durch das im Jahr 1516 erlassene Reinheitsgebot.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hinein entwickelte sich die Bamberger Brautradition parallel mit dem Büttnerhandwerk. Erst die zunehmende Industrialisierung schuf mit dem Braumeister einen eigenen Beruf und forcierte die Entwicklung zur Massenproduktion. Der traditionelle Handwerksberuf des Büttners wurde im ausgehenden 20. Jahrhundert zur Historie. Mit Max Saam verstarb am 1. Oktober 1993 der letzte Büttnermeister
Bambergs „bierige“ Besonderheiten
Eine Besonderheit des Bamberger Bieres war die Lagerung und Kühlung in unterirdischen Felsenkellern sowie der anschließende Genuss “auf” den Bierkellern. Schon vor knapp zwei Jahrhunderten beschrieb Johann Albert Joseph Seifert diese Bierkeller als “Eigenthümlichkeiten der Bamberger Bierfabrikation”. Neben dem Michaelsberg, dem Kaulberg und dem Jakobsberg existierten auf dem Stephansberg die meisten Felsenkeller.
Ein großer Baumbestand sorgte für zusätzliche Beschattung der unterirdischen Lagerräume. Die Idee, im Sommer das kühle Bier in einem Garten über den Felsenkellern auszuschenken, entstand nahezu zwangsläufig. Ihre Jahrhunderte alte Funktion verloren die Bierkeller erst, als Carl Linde die Kälteerzeugungsmaschine entwickelte. Die Tradition, “auf den Keller” zu gehen, hat sich aber bis heute erhalten.
Konzentration
Die beginnende Industrialisierung hatte erhebliche Auswirkungen auf die örtliche Brauereistruktur. Das Jahrhunderte alte Handwerk sah sich innerhalb weniger Jahre mit gänzlich anderen Produktionsverfahren konfrontiert. Braustätten, die nicht rechtzeitig in neue Maschinen investierten, fanden keinen unternehmerischen Nachfolger und waren zur Betriebsaufgabe gezwungen. Dadurch reduzierte sich die Zahl der Braustätten kontinuierlich.
Der größte Verlust an Braustätten ist jedoch zwischen 1915 und 1920 zu beobachten, also der Zeit des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden wirtschaftlichen Depression. In diesen fünf Jahren mussten alleine in Bamberg zwölf Braustätten schließen – jede dritte Brauerei wurde stillgelegt. Besonders dramatische Auswirkungen hatte der Mangel an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Energieträgern. Auch in den folgenden Jahrzehnten nahm die Zahl der Bamberger Braustätten weiter ab.
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